Liebe Abiturientinnen, sehr geehrte Eltern, Angehörige
und Freunde, verehrte Lehrkräfte, sehr geehrte Damen und Herren.
Zuerst möchte ich euch, liebe Abiturientinnen, im
Namen des Elternbeirates ganz herzlich zum bestandenen Abitur
gratulieren. Heute ist ein besonderer Tag für euch., denn mit dem
Abitur habt ihr einen Schulabschluss erreicht, der euch viele Wege
eröffnet. Zum anderen endet mit dem heutigen Tag eure Schullaufbahn.
9 Jahre lang habt ihr diese Schule besucht, die einen großen Teil eurer
Zeit und Energie in Anspruch genommen hat, euch aber auch in gewisser
Weise geprägt hat. Ein großer Dank gilt hier euren Eltern, Lehrerinnen
und Lehrern, die wesentlich zu eurem Erfolg beigetragen haben.
Das Wort Abitur leitet sich ja passenderweise vom lateinischen „abire“
ab, was so viel bedeutet wie: abgehen, fortgehen, weggehen.
In jedem Ende steckt ja bekanntlich wieder ein Anfang, ein Neuanfang.
Wenn ihr heute also von der Schule weg geht, dann müsst ihr
einen neuen Weg gehen.
Viele Fragen stellen sich am Beginn des Weges:
Welchen Weg werde ich gehen?
Welche Richtung werde ich einschlagen?
Wohin wird der Weg mich führen?
Wird mir jemand den Weg zeigen?
Wer wird mich auf meinem Weg begleiten?
Wer wird mir über den Weg laufen?
Wird mir jemand den Weg versperren?
Werde ich den richtigen Weg einschlagen und nicht vom Weg
abkommen?
Was kann ich euch
mit auf den Weg geben?
In der autobiographischen Erzählung von Sergio
Bambaren „Die Rose von Jericho“ bin ich fündig geworden. Die Rose
von Jericho ist eine der ältesten Wüstenblumen der Welt, die sowohl größte
Hitze als auch strengste Kälte überstehen kann. Wenn man ihr aber
hilft und ihr nur ein wenig Wasser gibt, dann blüht sie innerhalb
weniger Minuten auf. Man kann sie wieder weglegen und austrocknen
lassen. Sobald man ihr aber wieder Wasser gibt, blüht sie erneut auf.
Sie ist das Sinnbild für jeden Neuanfang.
Ich möchte jetzt eine Stelle aus dem Buch zitieren, in der Pablo seinem
Freund Ratschläge gibt, um ihn wieder auf den richtigen Weg zu
bringen.
„
Mein Freund, das Wichtigste von allem ist, dass du herausfindest und
verstehst, wer du bist, v.a. dass du dich selbst so annimmst, wie du
bist.
Ein offenes Herz und guter Wille – darin üb dich die ganze Zeit.
Einen Tag nach dem anderen. Dann wirst du jeden Tag ein besserer Mensch
werden.
Weil
wir nicht begreifen, dass das Leben voller Augenblicke ist, können wir
nicht sehen, dass all diese Augenblicke das sind, worum es im Leben
geht. Wenn du diese Augenblicke nicht genießt, dann verschwendest du
deine Zeit und dein Leben. Schreite zur Tat. Tu es in aller Ruhe, aber
lass deine Zeit nicht vergehen.
Ich
musste mich – mit Gottes Hilfe – von meinen Ängsten befreien.
Glaube mir: Wenn du dein Leben in Gottes Hand gibst, so, wie du ihn
verstehst, wirst du die Freiheit erlangen.
Früher
dachte ich, dass die Menschen sich ändern sollten, aber jetzt habe ich
begriffen, dass ich es bin, der sich ändern muss – seine schlechten
Angewohnheiten gegen gute auszutauschen.
Wenn
wir mit etwas beginnen, sollten wir nicht all unsere Aufmerksamkeit auf
die Anstrengung richten, die vor uns liegt. Wir sollten uns erst einmal
entscheiden, was unser erster Schritt sein wird, und einigermaßen
sicher sein, dass wir diesen Schritt schaffen können. Indem wir viele
von diesen kleinen Schritten machen, kommen wir schließlich an unser
Ziel. Diese Methode ist auf jedes Problem anwendbar, das es auf der Welt
gibt.
Denk
immer an die Fähigkeiten, die du hast, und zögere nicht, von ihnen
Gebrauch zu machen.
Betrachte
die Menschen und die Natur immer mit klarem Geist und größter
Aufmerksamkeit, denn die Schönheit und Energie, die in der ganzen Schöpfung
stecken, bilden den Kern des Glücks.
Auf
jedem Weg, den du im Leben einschlägst, werden Misserfolge dem Erfolg
vorausgehen – lerne also aus deinen Fehlern. Kein Mensch hat mir so
viele Probleme gemacht wie ich selbst! Glückliche Menschen sind dadurch
glücklich geworden, dass sie sich selbst akzeptiert und gelernt haben,
sich so zu lieben, wie sie sind.
Bei
allem sollten wir hin und wieder die Welt hinter uns lassen und über
unser Leben meditieren. Wohin gehen wir? Was wollen wir erreichen? Vor
allem jedoch: Sind wir dabei ein besserer Mensch zu werden?
Lass
keinen Tag deines Lebens vergehen, ohne deine Träume genährt, ohne die
Schönheit einfacher Dinge bemerkt und ohne etwas Neues gelernt zu
haben.
Ob
du glücklich bist, hängt letztlich nicht davon ab, in welchem Maß
andere dir Gutes oder Schlechtes tun, sondern davon, was Du anderen
Gutes tun kannst.“
In diesem Sinne wünsche ich euch, dass
ihr euren Weg findet und wenn er einmal schwer wird oder ein Neuanfang nötig
ist, denkt an die Rose von Jericho, die immer wieder von Neuem aufblüht,
egal wie steinig und trocken der Weg auch war.
Harald
Koch (Elternbeiratsvorsitzender)
|